Der Jakobsweg in Berlin-Brandenburg
Über ganz Europa zieht sich ein Netz von Wander- und Pilgerpfaden zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela.
Auch Berlin-Brandenburg ist nunmehr mit einer Pilgerroute vertreten. Im Juli 2007 wurde der brandenburgische Abschnitt des Pilgerweges eingeweiht.
Unter der Leitung von Prof. Knefelkamp wurde 2007 an der Frankfurter Europa-Universität Viadrina in einem Projekt, welches bis zu 80 Studenten einbezieht, recherchiert, welchen historischen Verlauf des Weges östlich und westlich der Oder es gibt.
Den Ausschlag zu diesem Projekt gab der aus Spanien stammende Geistliche Javier Aldave, der in der katholischen Kirchgemeinde Fürstenwalde tätig ist.
Einer der Ausgangspunkte ist die St. Marienkirche in Frankfurt (Oder). Dort findet der Pilger ein bisher kaum beachtetes Jakobusrelief über dem Nordeingang der Kirche. Unterhalb des Jakobusbildes befindet sich eine Informationstafel über den Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela.
Bekannte Touren:
- Nordoute Frankfurt/Oder - Bernau: Frankfurt / Oder, Sieversdorf, Falkenhagen, Müncheberg, Garzau, Strausberg, Werneuchen, Bernau
- Südroute Frankfurt/Oder - Berlin: Frankfurt / Oder, Jacobsdorf, Fürstenwalde, Störitzsee, Erkner, Berlin Köpenick, Berlin Lichtenrade, Teltow
- Frankfurt/Oder - Leipzig: Frankfurt / Oder, Merz, Oegeln, Beeskow, Kohlsdorf, Briescht, Lübben, Luckau, Torgau, Eilenburg, Taucha, Leipzig
- Via Imperii Stettin/Szczecin - Berlin: Stettin/Szczecin, Ustowo, Gartz, Schwedt, Stolpe, Angermünde, Serwest, Eberswalde, Melchow, Bernau, Berlin Mitte
- Via Imperii Berlin - Leipzig: Berlin, Teltow, Saarmund, Beelitz, Treuenbrietzen, Marzahna, Wittenberg, Kemberg, Bad Düben, Krostitz, Leipzig
- Berlin (Marienkirche) - Brandenburg / Havel: Berlin, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Potsdam, Petzow, Kloster Lehnin, Grebs, Rietz, Brandenburg / Havel
- Berlin (Marienkirche) - Bad Wilsnack: Berlin, Henningsdorf, Bötzow, Linum, Protzen, Wusterhausen(Dosse), Kyyritz, Görike, Bad Wilsnack (Bad Wilsnacker Wallfahrt)
https://www.brandenburger-jakobswege.de/unsere-wege
Auf "rbb24" gab es Ende Juni 2023 eine Mitteilung, dass in Berlin die erste Pilgerherberge in der Stadtmission am Hauptbahnhof für den Jacobsweg öffnet.
Ein Beitrag von RBB24
https://www.rbb24.de/content/rbb/r24/panorama/beitrag/2023/06/pilger-berlin-herberge-stadtmission.html
Einige weitere Links zum Thema:
Ein Ratgeber für alle, die gern selbst einmal auf Pilgerreise gehen möchten, aber noch viele nützliche Tipps über das WIE benötigen:
https://www.c-and-a.com/de/de/shop/pilgern-fuer-anfaenger
Der Artikel informiert ausführlich über: Motivation für das Pilgern finden, Planung und Vorbereitung einer Pilgerreise und Pilgerwege für Anfänger finden
https://www.in-berlin-brandenburg.com/Brandenburg/Urlaub/Wallfahrt.html
Eine Homepage von Thekla Schrange & Aloys Schäfer mit vielen Informationen zum Jakobsweg:
www.jakobus-info.de/
Deutsche Jakobswege auf einer Karte auf einen Blick:
www.deutsche-jakobswege.de/wege-uebersicht.html
Die St. Jakobus-Gesellschaft Berlin-Brandenburg:
www.jakobusgesellschaft-berlin-brandenburg.de
Eines der Probleme bei der Wegführung ist, das die früheren Pilgerwege heute oftmals viel befahrene Bundesstraßen sind, ein Wandern also nicht zu empfehlen ist. Ziel der Forschungsgruppe ist daher auch, solche Wege zu finden, die sich dem historischen Original anpassen aber zugleich dem ursprünglichen Sinn eines Pilgerweges entlang von Kirchen und Klöstern auf dem Weg der Erkenntnis und inneren Einkehr zu entsprechen.
Nachfolgend finden Sie eine Veröffentlichung der Forschungsgruppe.
Das hier vorliegende Material wurde mit freundlicher Genehmigung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Professur für Mittelalterliche Geschichte Mitteleuropas und regionale Kulturgeschichte bereit gestellt.
Der Jakobsweg von Frankfurt/Oder nach Erkner
Autorinnen: Alonia Elizalde und Lina Kolbitz
Von Frankfurt (Oder) bis Pillgram
Der Weg beginnt an der Marienkirche in Frankfurt (Oder), geht an der Oder entlang in Richtung Norden über den Raguser Talweg, Kliestow nach Booßen. Durch den Rosengartener Wald führt der Weg nach Pillgram, dann nach Jakobsdorf. In beiden Orten sind an den Kirchen Informationen zum Jakobsweg zu finden.
Pillgram bis Fürstenwalde
Über den alten Handelsweg (Pflaumenallee) geht es nach Briesen, über die Kehrsdorfer Straße auf der alten Poststraße durch den Wald nach Berkenbrück. Imbiss und Badestelle sind an der Spree zu finden. Weiter geht der Weg an der Spree entlang nach Fürstenwalde. In Fürstenwalde lädt der Dom, als dreischiffige Kathedralkirche um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut, zu einem Besuch ein. Leibliche Stärkung und Möglichkeit zum Gespräch bieten sich im gegenüberliegenden Lesecafé. Herzlich willkommen sind Pilger im katholischen Pfarrhaus Fürstenwalde, insbesondere bei dem spanischen Pater Javier Aldave.
Fürstenwalde bis zum Störitzcamp
Der Weg geht weiter über den Rastplatz „Große Tränke“ durch den Fürstenwalder Forst nach Mönchwinkel. Dort sollen Zisterzienser Mönche, ursprünglich aus dem Kloster Zinna, gewirkt haben. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im Störitzcamp. Der See dort lädt zum Baden ein.
Vom Störitzcamp nach Erkner
Vom Störitzcamp kann der Weg in nördlicher Richtung an der Löcknitz entlang nach Erkner führen oder in südlicher Richtung über den Campingplatz Jägerbude ebenfalls nach Erkner. Auf diesem südlichen Weg ist eine Floßfahrt auf der Spree (Floßverleih Kurzhals) möglich. Die 1936 erbaute katholische Kirche in Erkner mit ihrer Bonifatiusreliquie lädt zum verweilen ein. Das Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde öffnet seine Türen gern für Jakobspilger und bietet ihnen Bewirtung und Herberge.
Erkner bis Alt Köpenick
Die letzte Wegstrecke führt südlich am Müggelsee und der Müggelspree entlang in das 800 Jahre alte Köpenick, einer alten Slawensiedlung. Dort bietet sich ein Besuch in der Schlosskapelle, dem ersten protestantischen Sakralbau der Mark Brandenburg und ein Gang durch die Altstadt an.
--- Info ausserhalb der o.g. Autorenschaft siehe unten ---
Informationen zu Wegpunkten:
Fürstenwalde (Spree)
Fürstenwalde (Spree) war als Umschlagplatz und Zollstätte für den Warenverkehr zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin wichtig.
Um nach Fürstenwalde (Spree) einreisen zu können, mussten die Pilger zunächst den Graben und die Stadtmauer passieren. Bis heute sind Teile des ältesten Bauwerks der Stadt erhalten.
Macht man sich in Richtung Stadtmitte auf den Weg, gelangt man zum Alten Rathaus, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Dort wurde unter freiem Himmel Recht gesprochen, damit der Zorn Gottes den Meineidigen treffen konnte.
Unterwegs zum St. Marien Dom liegt das Bürgerhaus mit den schönen Stuckköpfen über den Fenstern des Erdgeschosses.
Man vermutet, dass sich, wie in Frankfurt (Oder), vor den Toren der Stadt ein Jacobispital befand, außerdem wurde in Fürstenwalde bei Ausgrabungen eine Jakobsmuschel als Pilgerzeichen gefunden.
Diese stammt aus einer im 15. oder 16. Jahrhundert verfüllten Grube.
Ein weiterer Hinweis auf die durch Fürstenwalde ziehenden Pilger findet sich in einer Chronik von Dr. Golz aus dem Jahre 1837:
„In dieser Zeit befand sich in Fürstenwalde eine kleine, dem heiligen Apostel Jacobus geweihte und nach ihm genannte Kirche, welche die hiesige Schützengilde vermutlich hatte erbauen lassen. [...] Es befanden sich in der Stadt Fürstenwalde zwei Kirchen; die Domkirche, und eine kleine Kirche zum heiligen Geist; vor der Stadt lag an einem Orte, der sich nicht mehr vermitteln lässt, die St. Jacobs-Capelle. Derselben wird noch im Jahr 1496 in einem Capitelregister gedacht; was später aus ihr geworden sein mag, ist durchaus unbekannt.“
Der St. Marien Dom ist das sagenumwobene Wahrzeichen der Stadt. Schon um 1230 stand an diesem Ort eine Feldsteinkirche. Im Jahre 1373 wurde der Bischofssitz nach Fürstenwalde verlegt, weshalb die Kirche zum Dom erweitert und die Burg zur bischöflichen Residenz ausgebaut wurde. 1945 wurde der St. Marien Dom fast vollständig zerstört und 1995 nach umfassender Erneuerung wieder eingeweiht.
In Fürstenwalde (Spree) kann der Pilger auf der Verbindungsstrecke über Müncheberg weiter nach Bernau wandern oder seinen Weg nach Erkner fortsetzen.
Hangelsberg
Die Ortsbezeichnung erscheint in abgeänderter Form erstmalig 1217, als von den „hangelnden Bergen“ an der Spree geschrieben wird.
Dem ältesten Kirchenbuch dieser Region ist zu entnehmen, dass im Jahre 1644 zwei Teerbrenner „auf dem Hangelsberg“ lebten.
Landschaftsbezeichnungen wie „Theerofenwiese“ oder „Pechofen“ sind ein Nachweis dafür, dass die Mehrheit der Bevölkerung als Köhler und Teerbrenner tätig war.
Hangelsberg fungierte ab 1711 als Zwischenstation auf der Poststrecke zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin.
In den umliegenden Eichenwäldern von Hangelsberg erstrecken sich im Frühling unzählige Maiglöckchenwiesen, die eine Augenweide für jeden Wanderer sind.
Mönchwinkel
Seit der Gründung des Zisterzienserklosters Zinna im Jahre 1170 bereisten fromme Ordensbrüder die menschenleere Landschaft um Mönchwinkel.
Auf dem Weg zum Feldkloster in Kagel bot sich eine günstige Möglichkeit für die Reisenden, die Spree relativ gefahrlos zu überqueren.
Dort entwickelte sich ein Ort der Zusammenkunft der Mönche, woraus sich wahrscheinlich „Monikwinckel“ ableitet.
Eine mündliche Überlieferung der Entstehungsgeschichte des Ortes behauptet sogar, dass der sogenannte „Winkel“ eine Strafkolonie für Mönche gewesen sei. Diese hätten gegen die strengen Ordensregeln verstoßen und sollten in der Einsamkeit Askese üben.
Erkner
Mit dem Städtchen Erkner vollendet der Pilger den letzten Abschnitt der Route in Ostbrandenburg.
Von hier aus kann er in westliche Richtung weiter laufen, um auf die Pilgerwege in Mitteldeutschland zu stoßen.
Chroniken zufolge gab es in Erkner schon im Jahre 1579 das Haus eines Fischers und das eines Försters.
Die kleine, von Spree und Löcknitz eingebettete Stadt, blickt auf eine erst kurze Stadtgeschichte zurück.
Ab 1712 wurde eine Poststation eingerichtet, wo der Postkutscher auf seiner Strecke entlang des alten Handelsweges zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) seine Pferde wechseln konnte.
Im 18. Jahrhundert führte der preußische König Friedrich der Große die Seidenraupenzucht in Erkner ein und ließ eigens dafür eine Plantage anlegen.
Da die für die Seidenproduktion kostbaren Tierchen am liebsten Maulbeerblätter fraßen, wurden gleichzeitig circa 1500 Maulbeerbäume gepflanzt.
Einen von ihnen kann der Wanderer heute noch in der Friedrichstraße sehen.
Darüber hinaus kann der Pilger in dem Städtchen drei Kirchen besuchen.
Sehenswert ist außerdem das Gerhard-Hauptmann-Haus, das vom Leben und Schaffen des Literaturnobelpreisträgers erzählt.
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